Fall und Auferstehung eines Kulturdenkmals
Fehlende Fürsorge haben der Konzertgalerie nach dem Tode von Graf Karls Sohn Ludwig nach und nach sehr zugesetzt. Alexis, der Sohn Ludwigs hielt sich überwiegend im Schloss Bentheim auf und überließ das Bagno sich selbst bzw. ließ nur dringend notwendige Maßnahmen erledigen. Von den 1793 gekennzeichneten 49 Gebäuden waren 1828 nur noch 13 vorhanden. Die Konzertgalerie wurde aber offensichtlich regelmäßig kontrolliert und notwendige Arbeiten erledigt.
Eine erste Aufnahme von der Konzertgalerie besitzen wir mit einem Bild, welches der damalige Landeskonservator Albrecht Ludorff von der Konzertgalerie 1896 gemacht hatte. Hier ist deutlich zu erkennen, dass der Innenraum noch vollständig erhalten war. Die fehlende Nutzung der Konzertgalerie führte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts dazu, dass einem Steinfurter Schützenverein die Fürsorge des Gebäudes übertragen wurde. Er hatte dann dafür zu sorgen, dass die Konzertgalerie regelmäßig gesäubert und gepflegt wurde. Ein Bild von 1924 zeigt, dass der Marmorstuck inzwischen schwarz überstrichen worden war. Konzerte, für die die Galerie eigentlich gedacht war, wichen den ausgiebigen Feiern des Schützenvereins.
Nach der Beendigung des Vertrages mit dem Schützenverein nutzte der Wirt der Bagnogaststätte den Innenraum der Galerie für die Boote des Sees, was zum langsamen Verlust des filigranen Stucks durch die hohe Feuchtigkeit des Innenraumes der Galerie führte. Sie entstand aber auch durch das inzwischen undichte Dach.
Um zumindest einen Teil des Decken- und Wandschmuckes zu sichern, veranlasste das Fürstenhaus 1964 die Abnahme des letzten Restes des Decken- und Wandschmuckes und lagerte es im Schloss aus. Auch das Dach wurde neu eingedeckt. Das Gebäude wurde jetzt, soweit es möglich war, verschlossen, weil große Teile des Stucks bereits als ‚Souvenir‘ entwendet worden waren. So überstand die Galerie die Zeit bis zur Mitte der 80er Jahre mehr schlecht als recht und es gab Bestrebungen, das Gebäude abreißen zu lassen.
Die Restauration
Parallel dazu gründete Ernst-Werner Wortmann (damals Stadtdirektor der Stadt Steinfurt) zusammen mit einigen Verbündeten 1986 den Förderverein Bagno-Konzertsaal Steinfurt.
Es war der verzweifelte Versuch, die Konzertgalerie vor einem kompletten Verlust zu bewahren. Der Erfolg dieser Maßnahme gab ihm recht, denn in den 90er Jahren beschloss der Rat der Stadt, sich um den Erhalt des Gebäudes zu kümmern. Die Proberestaurierung eines kleinen Teils der Galerie hatte 1985 dazu dienen können, die Kosten einer kompletten Restaurierung hochrechnen zu können. Die Stiftung Denkmalschutz in Bonn konnte von der Qualität des Gebäudes überzeugt werden und finanzierte letztendlich die anfallenden Gesamtkosten. Zwischen 1994 und 1997 konnte die Konzertgalerie in einem aufwändigen Restaurierungsprozess und mit Hilfe der im Schloss ausgelagerten Stuckreste zu 90% wieder hergestellt werden.